Arnd Jost

Arnd Jost
Jahrgang 1968
Staatl. anerkannter Krankenpfleger
  • Shiatsu bei Wilfried Rappenecker (gründete die Schule für Shiatsu in Hamburg)
  • Shin Tai bei Saul Goodman (gründete Shin Tai International)
  • Strukturelle Integration und viszerale Arbeit bei Jörg Schürpf (Gründer der Shen Shiatsu Akademie Schweiz, Österreich und Belgien)
  • OsteoBalance® Barbara Olshausen
  • Bowen Therapie bei Sabine Keyser (International School of Bowen Therapy)
  • Tai Chi
  • Qi Gong
  • Yoga
  • Pilates
  • Übungen mit dem eigenen Körpergewicht
  • Muskelentspannung nach Jacobsen
  • Kommunikation und Emotionale Intelligenz

Am Fluss des Lebens.

Sitzt der eine oder andere am Ufer, lässt die Beine im Wasser baumeln und denkt: "Nee, wat is dat schön hier!" Bis dann eine Welle kommt, ihn in die Mitte des Flusses zieht und man dann erst merkt wie schön und lebendig das Leben wirklich sein kann.

So eine Welle kann den Alltag im ersten Moment ganz schön auf den Kopf stellen und erst einmal dafür sorgen, dass man für eine längere Zeit nicht mehr weiß, wo oben und unten ist. Das Lebendige und Schöne stellt sich dann ein, wenn die Wogen sich geglättet haben und man seine Mitte wieder gefunden hat.

Vor fast 30 Jahren erfasste mich so eine Welle. Ich arbeitete damals als Krankenpfleger auf einer Intensivstation und ließ meine Wirbelsäule untersuchen, weil die Rückenschmerzen zu arg geworden waren. Am Ende kam heraus, dass ich nahe an einer möglichen Operation stand, weil der Durchmesser meines Rückenmark-Kanals deutlich enger war als üblich und einige Wirbel auf Nerven drückten, was den Schmerz auslöste.

Petra, eine sehr fähige und engagierte Physiotherapeutin, half mir aus der "Klemme". Zu ihren sehr wohltuenden Übungen, Griffen und Massagen gehörten auch Gespräche, in denen sie mir immer wieder die Zusammenhänge zwischen Körper, Geist und Heilung näher bringen wollte.

Bei mir! Zu jener Zeit ein hoffnungsloses Unterfangen. Damals vor 25 Jahren war man noch nicht so soweit. In der Schulmedizin witzelte man noch dümmlich über die Homöopathie und ich konnte in Petras Erläuterungen nur "pflaumenweiche, esoterische Weisheiten" sehen. Somit fielen ihre Bemühungen auf sehr unfruchtbaren Boden. Mein beruflicher Alltag auf der Intensivstation und mein tiefverankertes Bestreben, die Dinge des Lebens naturwissenschaftlich zu betrachten und zu erklären, ließen für Petras Sichtweisen keinen Raum. Immer dann, wenn ich ihr "Gerede" nicht mehr aushalten konnte - heute würde ich sagen: weil sie ja so Recht hatte - ließ ich meinen nur "stellenweise" schwarzen Humor raus. Er provozierte sie, führte in ein Streitgespräch und ich konnte schon mal aufatmen, denn das Ende des Gespräches war in Sicht. Leider auch das Ende meines Behandlungstermins.

Mit der Zeit, begann Petras Arbeit Früchte zu tragen. Mir ging es viel besser und ich kam ohne Schmerzmittel aus. Am Verlauf unserer Streitgespräche veränderte sich allerdings nichts. Bis zu jenem Tag, an dem ich es mit meinem Humor auf die Spitze trieb und sie mich erbost fragte, wie es denn wohl sein könne, dass ich abends schmerzfrei Judo machte, und ich morgens in der Krankenpflege schon in den ersten Stunden des Dienstes am Stock ginge und wieder Rückenschmerzen hätte? Ich solle ihr mal wissenschaftlich erklären, wie ich mich mit den enormen physischen Belastungen des Judos pudelwohl fühlen könne und die sehr viel geringere physische Belastung der Krankenpflege mich fast lähmte.

In meiner logisch, analytischen Welt standen die Räder still. Ich hatte keine Antwort, erkannte die Widersprüchlichkeit und eine mir bis dahin verborgene Türe öffnete sich einen kleinen Spalt breit. Hatte Petra mit ihren "esoterischen Weisheiten" etwa recht? Gibt es Zusammenhänge zwischen Körper und Geist, zwischen Innen und Außen? Ihre Frage berührte etwas in mir und sollte mich in den folgenden Jahren auf Schritt und Tritt begleiten.

Zunächst lernte ich, die Signale und die Sprache meines Körpers besser zu verstehen und entwickelte ein wohltuendes Körpertraining für mich. Im Mittelpunkt standen Entspannung, Wohlfühlen und Tiefenwahrnehmung. Bald schon erkannte ich unmittelbare Zusammenhänge zwischen Schmerzzuständen auf der einen, und Gefühlen, Denk- und Verhaltensweisen auf der anderen Seite. Mir wurde bewusst, dass der Schlüssel zum Glück in der Balance von Körper und Geist liegen müsste.

Aus diesem Blickwinkel heraus entstand das Körperorientierte Bewusstseinstraining. (Liebe Petra, es erklärt auch, warum man sich beim Judo pudelwohl fühlen kann und eine sehr viel geringere physische Belastung fast eine Lähmung hervorrufen kann. Du hattest ja so Recht.)

Fast 30 Jahre sind seit jenen Streitgesprächen mit Petra vergangen. Heute wird das Körperorientierte Bewusstseinstraining nach Jost im Unternehmen Leben braucht Bewegung verwendet und ich freue mich sehr, dass viele Menschen hier ansprechende Wege zu mehr Gesundheit und Lebensqualität finden. Ich kann wohl sagen, dass mich die Welle von einst vor grosse Probleme gestellt hat - es mir aber gelungen ist, in ihnen Herausforderungen zu sehen, aus denen sich dann im Laufe der Zeit die Chance meines Lebens abzeichnete.

An dieser Stelle möchte ich Dir, liebe Petra, einen ganz herzlichen Dank für Deine Geduld mit mir und meinem nur stellenweise schwarzen Humor sagen – ich glaube auch hier habe ich mich verändert... :)